Das Vogelschießen
Vorbereitungen
Das Vogelschießen gehört zu den schönsten und spannendsten Stunden des Schützenfestes.
Bevor es jedoch zum Höhepunkt des Schützenfestes, dem Vogelschießen, kommt, sind eine Reihe von Maßnahmen und Vorbereitungen zu treffen.
Zunächst muss ein geeigneter Platz für die Vogelstange gefunden werden. Seit 1936 wird der Kampf um Königswürde und Kette in „Holberndts Büsken“ ausgetragen.
Bei den ersten Schützenfesten fand der Kampf auf dem Schulberg statt. Weitere Plätze waren „Lechtenbergs Land“ und bei „Brökings Schott“. Zwischen 1926 und 1935 war das Vogelschießen auch einige Male auf dem Blomberg, der auch heute im Volksmund noch Vogelstangenberg genannt wird.
Nicht immer spielt beim Vogelschießen das Wetter mit. Bei Regenwetter kommt eine mobile Vogelstange am Zelt zum Einsatz, die von der St. Hubertus Schützenbruderschaft Bahnhof Reken ausgeliehen wird.
Richten der Vogelstange
Am Abend vor dem Himmelsfahrtstag trifft sich ein großer Teil der Hülstener Schützen an der Vogelstange. Es findet das sogenannte Richten der Vogelstange statt. Die Stange wird aus ihrer Halterung gelöst, herabgelassen und auf ihre Tauglichkeit für das nächste Vogelschießen überprüft. Die Spitze wird mit grobem Sackleinen umwickelt und mit einem grünen Zweig geschmückt. Dann wird die Stange wieder in die senkrechte Stellung gebracht und befestigt.
Nach dieser Kontrolle und dem Schmücken der Stange ist ein kleiner Umtrunk vorgesehen.
Mit beginnender Dämmerung trifft sich dann die ganze Gesellschaft bei Schwerhoff um in der hauseigenen „Festhalle“ das Richten der Vogelstange gebührend zu begehen.
Sicherlich kommt dabei auch zur Sprache wer wohl neuer Schützenkönig wird.
In früheren Jahren war das Richten der Vogelstange immer am Freitag vor dem Schützenfest.
Sicherheit
Die Sicherheit an der Vogelstange beim Vogelschießen spielt eine große Rolle. Vor der ersten Schießerlaubnis ist durch das Gutachten eines Sachverständigen nachzuweisen, dass keine sicherheitstechnischen Bedenken bestehen. Erst nach Vorlage dieses Gutachtens erteilt die Kreispolizeibehörde eine Erlaubnis (Dauererlaubnis) zum Vogelschießen.
Schießleiter
Für das Vogelschießen ist ein geeigneter und befähigter Schießleiter zu bestellen.
Der Schießleiter hat für die Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen. Er überwacht das Schießen und unterweist die schießwilligen Königsanwärter auch darin wie die Flinte in der Gewehrhalterung am besten geführt wird. Auch Ratschläge über das richtige Anvisieren werden gerne entgegengenommen.
Seit 1988 erfüllt das Amt des Schießleiters unser Vereinsmitglied und ehemaliger Offizier Helmut Kohlwey. Sein Vorgänger war viele Jahre unser verstorbenes Vereinsmitglied Anton Ahlte. Das Amt des Schießleiters wurde in früheren Jahren auch von Herrn Sajovec (Waffengeschäft Coesfeld) wahrgenommen.
Der Vogel
Zum Vogelschießen gehört natürlich auch ein Vogel. Dieser muss aus Holzwerkstoffen gefertigt sein und darf keine Metallteile enthalten. Die genaue Herstellungsweise ist das Geheimnis eines jeden Erbauers. Die Schießleiter Helmut Kohlwey und Anton Ahlte bauen und bauten die Vögel selbst. In der Vergangenheit wurden auch Vögel von Heinrich Röhling aus dem Weskerhok und Paul Mensing aus Maria Veen angefertigt.
Der erste Vogel nach dem Krieg bestand aus einer Rübe (Runkel) die mit Gips ummantelt wurde. Der Vogel wurde von Heinrich Hüppe (Kraken) bei Bröking hergestellt.
Seit einigen Jahren wird der Vogel nicht mehr vom amtierenden König sondern vom Schützenverein bezahlt.
Ein paar Wochen vor dem Schützenfest bekommt der Vogel den letzten Schliff. Das sogenannte Vogelschmücken findet bei der Königin statt. Hierzu werden das Ehrengefolge sowie der Vorsitzende und einige Offiziere mit ihren Damen eingeladen.
Zum Höhepunkt
Nach der Ankunft des Schützenzuges an der Vogelstange wird zunächst ein kurzes Gebet gesprochen. Dann wird der mitgebrachte Vogel auf die Stange gesetzt. Nach einigen Ehrenschüssen (Vertreter der Kirche, amtierender König, Vorsitzender) kann der Kampf beginnen. Wer wird der neue Schützenkönig?
Während der Schießpausen besteht die Gelegenheit sich mit einer Erbsensuppe, Gegrilltem oder auch flüssiger Nahrung zu stärken. Die Raesfelder Burgmusikanten spielen während der Pausen flotte Musik.
Von der amtierenden Königin und den Ehrendamen werden während der Schießzeit rote Bändchen verkauft. 250 € des Erlöses bekommt der Kapellenverein Hülsten. Der Rest ist für die Königin und die Ehrendamen bestimmt (seit 2004).
Nach erfolgtem Königsschuss stellt ein jeder an der Vogelstange sich die Frage: „Wer wird Königin und wer gehört zum weiteren Throngefolge?“
Nach Klärung dieser Fragen, der Proklamation des neuen Königspaares und ersten Gratulationen an der Vogelstange macht sich der Schützenzug in sehr viel kleinerer Formation auf den Rückweg zum Festzelt. Der Kampf um Königswürde und Kette ist (für dieses Jahr) vorbei.
Quelle: Chronik 100 Jahre Hülstener Schützen