Die Geschichte unserer Heimat
In der mittleren Steinzeit änderte sich die Besiedlung des heutigen Kreisgebietes Borken ganz allmählich. Durch die unterschiedliche Art der gefundenen Steingeräte und Werkzeuge lassen sich einzelne Jägergruppen unterscheiden. Eine dieser Gruppen wird nach dem Fundort am Radberg „Hülstener Gruppe“ genannt.
Die Geschichte unserer engeren Heimat beginnt dann unter der Regierung des römischen Kaisers Augustus (31 vor Christus bis 14 nach Christus). Damals wohnte im Land zwischen Issel und dem Venn bei Reken die germanische Völkerschaft der Brukterer (Brukterer = Moorbewohner). Sie wohnten in einfachen Holzhütten. Ihre Nahrung waren die geringen Erträge ihrer Äcker, wilde Pflanzen und das Ergebnis der Jagd und Fischerei. Flüsse und Bäche waren viel wasserreicher als heute. Nach erbitterten Kriegen um 90 nach Christus folgten die Chamaven. Jahrhunderte hindurch haben dann die Franken und die Sachsen miteinander gekämpft. Auch das Gebiet des heutigen Kreises Borken wurde häufig von Kriegen berührt. Der Entscheidungskampf fand zwischen 772 und 804 nach Christus unter der Regierung Kaiser Karls des Großen statt. Die Sachsen wurden von den eindringenden Franken vollständig geschlagen. Das Sachsenland gehörte dann zum fränkischen Reich, zum Gau Hamaland, der auch Braemgau genannt wurde (benannt nach dem Brambusch, dem gelb blühenden Besenginster der Heide).
Um diese Zeit sind die Bewohner unserer Gegend wohl christlich geworden. Die kirchliche Einteilung des Münsterlandes erfolgte durch Liudger, dem späteren heiligen Ludgerus. Liudger gründete 799 die Benediktinerabtei Werden, der er als erster Abt vorstand. Werden ist die Missionszentrale für die Missionierung des westlichen Sachsen (Münsterland). Hier wurden auch die entsprechenden Verwaltungsarbeiten erledigt, zu denen auch die Führung der Heberegister gehörte. Liudger hatte sicherlich die strategisch wichtige Lage von Werden an der Ruhr als Wasserweg erkannt.
Das Bistum Münster wurde 805 gegründet und Liudger dann zum ersten Bischof von Münster geweiht. Er gründete die ersten Pfarreien, die sich zunächst noch über ein großes Gebiet erstreckten. Groß Reken mit Hülsten gehörten damals zur Pfarrei Borken.
Der Ort Reken (Recnon) wurde zum ersten Mal 889 in einer Schenkungsurkunde des Bischofs Wulfhelm aus Münster an das Kloster Werden urkundlich erwähnt. Für unseren Bereich erlangten die Bischöfe von Münster auch in vollem Umfang die weltliche Macht.
Im Kirchspiel Reken wurde den Bauern unter dem losen Hörigkeitsverhältnis zum Fürstbistum Münster nicht, wie in anderen Gegenden üblich, die Freiheit genommen. Sie sanken nicht zur Leibeigenschaft herab.
An der Lage der Höfe an der sogenannten Hülstener Senke hat sich seit dem Mittelalter bis in die heutige Zeit kaum etwas verändert. Fast alle Höfe sind erhalten geblieben. Die Hofnamen blieben während der Regierungszeit der Fürstbischöfe von Münster bis 1803 unverändert erhalten. Bei Einheirat wurde stets der Name des Hofes vom Manne übernommen, bis zur Eingliederung in den preußischen Staat 1816.
Kriegerische Ereignisse waren im westlichen Münsterland im Mittelalter an der Tagesordnung. Raubzüge vagabundierender Gruppen wurden auch immer häufiger. Wege und Straßen wurden unsicher. Besonders betroffen waren reisende Händler, Bauernschaften und die ungeschützt liegenden Einzelgehöfte. Wohl auch Anlass zur Gründung der Schützenvereine.
Nach dem Tod des letzten Fürstbischofs Maximilian Franz von Österreich am 27. Juli 1802 blieb der Bischofsstuhl von Münster zunächst unbesetzt. Das Münsterland fiel an Preußen. Durch den Einmarsch des preußischen Generals Blücher in Münster endete die weltliche Macht der Fürstbischöfe.
Bis weit nach 1800 bestanden noch zwei Drittel der Landfläche des Münsterlandes aus Ödland. Moore, Heideland und kleine Waldflächen nutzte jedermann als Schaf- oder Ziegenweide, sie dienten der Schweinemast, der Torfgewinnung oder der Plaggenmahd. Die „gemeine Mark“, also das Land des gemeinsamen Weide- und Holzrechts der „Markgenossen“, war Teil einer Dorfgemeinschaft. Diesem Zustand der gemeinsamen Landnutzung stand die Unergiebigkeit der Bewirtschaftung sowie das mangelnde Interesse an arbeitsintensiven Änderungen wie Trockenlegung, Aufforstung und Kultivierung entgegen.
Aber auch die Mark selbst bedurfte nach der Festlegung ihrer Grenzen der Absicherung vor dem Weidevieh der benachbarten Marken. Man bediente sich dazu natürlicher und künstlicher Grenzmittel. Eine künstliche Grenze wurde dadurch gebildet, dass man auf der vereinbarten Linie tiefe Gräben aushob und hohe Erdwälle anschüttete, die mit Mischgesträuch bepflanzt wurden und so ein undurchdringliches Dickicht abgaben. Dieses Grenzbollwerk nannte man „Landwehr“. Der Name besagt, dass die Wälle, bewachsen mit dichtem Buschwerk, in unruhigen Kriegszeiten auch zum Schutze der Bauern und ihrer Habe, insbesondere des Viehes bestimmt waren, wie ja auch die die Äcker schützenden Wallhecken einen ähnlichen Nebenzweck erfüllten.
Jeder Bauer hatte für die Nutzung der Mark den Markenzins zu entrichten. Die Größe der Höfe betrug in der Regel nur 60 – 80 Morgen. Mehr konnte mit zwei Pferden nicht bearbeitet werden. Da die Bauern Pferde hatten, wurden sie auch Pferdebauern genannt. Den Köttern standen nur Kuh- oder Ochsengespanne zu Verfügung.
Die Markenteilungen begannen 1825 und dauerten etwa bis 1860. Die zugeteilten Markengründe mussten aber bezahlt werden. Viele Bauern verzichteten aus finanziellen Gründen auf ihnen zustehende Grundstücke. Wohlhabende Handwerker und vor allem die finanzstarken Adligen erwarben jetzt großen, einige sogar gewaltigen Landbesitz.
Im östlichen Kreisgebiet wurden in früheren Jahrhunderten Kalksteine abgebaut, die als „Rekener Steine“ bekannt wurden. Wegen ihrer Härte fanden sie beim Kirchen- und Burgenbau Verwendung.
Um 1850 erhielt der Kreis Borken durch den Chausseebau Bocholt – Borken – Coesfeld die erste feste Landstraße. Kurz vorher baute die Stadt Borken eine Chaussee nach Dorsten. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war jeder Ort des Kreises, in welchem eine Kirche war, durch eine Chaussee mit der Außenwelt verbunden.
Die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft hatte sich die Rechte für den Bau der Bahnstrecke Duisburg – Quakenbrück erworben. Die erste Eisenbahnstation des Kreises Borken kam 1878 nach Reken. Die Bahnstrecke wurde am 1.Juli 1879 in Betrieb genommen.
In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts setzte sich in der Landwirtschaft die Verwendung von Kunstdünger und landwirtschaftlichen Maschinen immer mehr durch. Auch im sogenannten „Sandmünsterland“ wurden dadurch bessere Ernteergebnisse erzielt. Ein steigender Wohlstand bahnte sich an.
Die Volkszählung vom 1. Dezember 1890 ergab, dass die Gemeinde Hülsten 420 „Seelen“ zählte. Alle Einwohner waren katholisch. Wegen Mangels an Industrie fehlte es den Leuten an lohnender Beschäftigung. Sie waren fast alle auf den Ackerbau angewiesen. Früher sollen die meisten Familien auch noch der Handweberei nachgegangen sein. Die Schaf- und Bienenzucht wurde auch in großem Umfang betrieben, was wohl in dem Umstand begründet sein mag, dass das massenhaft vorkommende Heidekraut reichlich Nahrung bot.
Nach dem 30-jährigen Krieg wurden in umliegenden Dörfern und Bauernschaften viele Gehöfte verlassen. Die Bauern in der Hülstener Senke gaben ihre Höfe jedoch nicht so leicht auf. Hier sind die Höfe, bis auf wenige Ausnahmen, bis in die heutige Zeit erhalten geblieben.
Jahrhunderte lang gehörte die Bauernschaft Hülsten zum Kirchspiel Reken. Dann wurde Hülsten zum 1.1.1849 eine selbstständige Gemeinde. Bei der kommunalen Neugliederung zum 1.1.1969 wurde Hülsten mit Groß Reken zusammengelegt und ist seit dieser Zeit ein Ortsteil von Reken.
Hülsten liegt zwischen den „Bergen“ und der waldreichen „Hohen Mark“ im westlichen Münsterland im Naturpark Hohe Mark.
Die höchste Erhebung ist der Blomberg mit einer Höhe von 93m.
Die Einwohnerzahl beträgt zur Zeit etwa 800 bis 820.
Quelle: Chronik 100 Jahre Hülstener Schützen